Malachit
Russische Luxuswaren für den Europäischen Adel
Mit ihren Malachiterzeugnissen haben die Kaiserlichen Steinschneide-Werkstätten von Peterhof und Ekaterinburg besondere Berühmtheit erlangt. Ab Juni 2017 zeigen wir acht Malachit-Objekte aus einer privaten Sammlung, darunter ein bedeutendes Schreibzeug sowie zwei Schatullen aus dem Besitz von Dagmar Prinzessin von Dänemark, spätere Zarin Maria Fjodorowna von Russland, Mutter des letzten Zaren Nikolaus II.
Malachit ist ein Mineral von smaragd- bis schwarzgrüner Farbe, das durch Oxidation von Kupfererzen entsteht. Die Hauptvorkommen des Malachits lagen früher hauptsächlich in den Kupferbergwerken des Urals, nördlich wie südlich von Katharinenburg. Aleksandr Evgenievic Fersman, bedeutender Geochemiker und Mineraloge, hat die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts als die ‚Malachit-Zeit‘ der russischen Steinschneidekunst bezeichnet. Allein in St. Petersburg entstanden damals zahlreiche Werkstätten und Einrichtungen für den Vertrieb der begehrten Erzeugnisse. Zu den frühesten gehörte der Betrieb N.N. Demidov, der enge Kontakte zu ausländischen Firmen unterhielt: zu Legry, zu der Goldschmiedewerkstatt Odiot, oder zu Pierre Philippe Thomire (1751–1843), dem Pariser Spezialisten für Beschläge und andere kunsthandwerkliche Gegenstände in Bronze. Er vertrieb seine Produkte in einer eigenen Handlung auf dem Nevskij-Prospekt und durch Agenten in zahlreichen Hauptstädten der Welt.
Die begehrten Malachitwaren erzielten hohe Preise: nach einer erhaltenen Liste von 1830 kostete eine Malachit Schatulle etwa 800–1000, ein Briefbeschwerer 150–200 Rubel. Die Malachit-Mode griff bald auch auf Paris, Wien und Berlin über. Die Zarenfamilie übergab oft herrliche Kunstgegenstände aus Malachit als diplomatische Präsente befreundeten Fürsten- und Königshäusern in ganz Europa. Auch Napoleon schätzte einen Tisch, eine Vase und einen Kandelaber, die ihm Kaiser Alexsandr I. geschenkt hatte, als besondere Kostbarkeiten.
Hergestellt wurden die Produkte in der Technik des so genannten „russischen Mosaiks“. Man zerteilte das Material in kleine Steine, kombinierte sie der Vorzeichnung entsprechend, begann zu schleifen und zu polieren, um sie dann auf eine vorbereitete metallische oder steinerne Form des zukünftigen Produkts zu kleben. Dabei verbanden die Meister ihr künstlerisches Vermögen mit einem sicheren Gespür für Form und Farbe sowie für die natürlichen Gegebenheiten des Steins. Häufig wird die Wirkung der Erzeugnisse durch vergoldete Bronzemontierungen ergänzt; und gerade diese Kombination unterschiedlicher Grün-Töne und Schattierungen mit dem goldenen Glanz des Metalls steigert die prächtige Erscheinung dieser Arbeiten.*
* Auszüge aus dem Aufsatz von Lina Tarasova, aus: „St. Petersburg um 1800“.
Weiterführende Literatur:
- Essen, Ausstellungskatalog, Kulturstiftung Ruhr Villa Hügel,
St. Petersburg um 1800, Ein goldenes Zeitalter des russischen Zarenreichs, 1990 - Gaydamark, A., Empire Russe, Moscou-Paris 2000
- Mavrodina, N., The Art of Russian Stone Carvers 18th–19th Centuries, St. Petersburg 2007
- Semyonov, V.B., Malachite, Sverdlovsk 1987