Sechs Barockstühle

Deutschland, Sachsen, 1730-1740

Rotbuche massiv und geschnitzt, Nadelholz mit Nußbaum furniert

Höhe: 105 cm
Breite: 50 cm
Tiefe: 46 cm
Sitzhöhe: 46 cm Inv. Nr.: 1280

Diagonal ausgestellte, geschwungen nach unten verjüngte und an den Außenseiten elegant abgeflachte Vorderbeine enden mit zierlichen Füßchen. Über diesen stilisierten ‘Bocksfüßen’ sind die Beine durch zwei Seitenstege und einen Mittelsteg verbunden. Die h-förmige Verstrebung zitiert die Schweifung der Zargen. Die vierkantförmigen Hinterbeine sind gebogt ausgestellt und bieten so einen besonders sicheren Stand. Ihr Schwung leitet über in eine bequeme, s-förmig ausschwingende Rückenlehne.

Die Schweifung der Vorderbeine setzt sich ausdrucksstark fort in der geschwungenen Kontur der Frontzarge und den bogenförmig nach unten ausschwingenden Zargen der Seiten. Die Zargen sind oben und unten mit einem lippenförmigem Profil konturiert. Die im Grundriß trapezförmige Sitzfläche mit s-förmig nach hinten einschwingenden Seiten und doppelt geschweift vorschwingender Front bietet geräumigen Sitzkomfort.

Oberhalb der Sitzfläche beschreibt die sich aus den Hinterbeinen entwickelnde Lehne eine hochrechteckige Grundform mit gerundeten Ecken und eingezogenen Seiten mit vertikal eingespanntem, balusterförmig konturiertem, mit Nussbaum furniertem Rückenbrett. Die Stege sind feinst profiliert und enden ober- und unterhalb des Balusters in Rollvoluten. Tief und plastisch ausgebildetes Blattwerk und Rocaille-Ornamente beleben die Mitte der Zarge, akzentuieren den unteren Balusterabschluß und bekrönen den oberen Rand der Lehnenmitte.

Würdigung

Diese seltene Stuhlgarnitur ist von exemplarischer Bedeutung für die Entwicklung der Sitzmöbel am sächsischen Hof um 1730 und ist identisch mit dem Stuhl aus Rittergut Ermlitz1. Hierauf verweisen auch Überlieferungen der Vorbesitzer. Auch die Schnitzerei läßt dieselbe Autorenschaft vermuten. Charakteristisch sind außerdem Material und Verarbeitung: „Die meisten Stühle und Sitzmöbel jedoch sind aus Rotbuchenholz2 gefertigt“.

Vergleichbar sind auch die Forschungsergebnisse von Heinrich Kreisel: „Der zweifellos deutsche und also wohl in Sachsen entstandene Stuhl mit balusterartigem Mittelbrett in Schloß Moritzburg darf nach Form und Flachschnitzerei im dritten Jahrzehnt des Jahrhunderts und damit für die Einrichtung des Schlosses gegen 1730 entstanden sein“.

1 vgl.: Arps-Aubert, Sächsische Barockmöbel , Berlin 1939; Tafel 24, Stuhl aus Rittergut Ermlitz.
2 vgl.: Gisela Haase, Dresdener Möbel des 18. Jahrhunderts, Leipzig 1986, Seite 23