Klassizistischer Spieltisch
aus dem Besitz Kaiserin Katharinas II.
Rußland, St. Petersburg, um 1785
Konstruktionsholz: Nadelholz. Marketerie aus verschiedenen Edelhölzern, Tuchbespannung und Messingbeschlag
Höhe: 73,5 cm
Breite: 97,5 cm
Tiefe: 49 cm
Aufgeklappt: 97,5 x 97,5 cm Inv. Nr.: 1892
Provenienz: Winter-Palast, Sankt Petersburg
Der elegante Kartenspieltisch kann auch als Wandkonsole Verwendung finden. Von besonderer Raffinesse ist die Funktionsweise der dreh- und klappbaren Doppelplatte. Durch eine Vierteldrehung (90°) wird das Tischgestell zur Hälfte freigegeben und der verborgene, für die Aufbewahrung von Spielzubehör bestimmte Zargenkasten ist vollständig zugänglich. Durch Umklappen der aufliegenden Plattenhälfte erscheint das quadratische Spielfeld in seiner prächtigen Marketerie, mit einer grünen Stoffbespannung im Zentrum, die allseits flankiert wird von langovalen Griffmulden für den Spieleinsatz.
Die innovative Kraft des Entwurfs dieses Kartenspieltisches, die akribische Auswahl und Vielfalt kostbarster exotischer Edelhölzer, sowie ihre Farbwirkung und der Farbkontrast, sind eindrucksvolles Zeugnis der Meisterschaft St. Petersburger Ebenisten. Der Spieltisch gehört zu einer Gruppe, die in der kurzen Zeitspanne etwa ab 1780 bis in die 1790er Jahre in St. Petersburg entstanden ist. Es sind typische Luxuserzeugnisse ihrer Zeit; sie zeugen von der außerordentlichen Beliebtheit des Kartenspiels am Kaiserlichen Hof und in den Kreisen des Adels.
PROVENIENZ
Für die Recherche zur Provenienz geht unser Dank an Dr. Tatyana Semenova, Kuratorin der Möbelabteilung der Staatlichen Ermitage in St. Petersburg:
Der Spieltisch ist durch seine Ausgestaltung als hochrangiges Möbel für die kaiserlichen Appartements ausgewiesen; sein Pendant befindet sich noch heute in der Ermitage.- Der Kartenspieltisch trägt unterschiedliche Inventarbezeichnungen in schwarzer Tusche und in rotem Lack. Die rote Ziffer „34“ wird aufgeführt im Inventar-Verzeichnis der Ermitage, der Jahre 1889-1894. In dieser Liste sind vierunddreißig Kartenspieltische erfasst, die zur Ausstattung der Romanow Galerie in der Kleinen Ermitage zählen; zu dieser Gruppe gehörte der hier vorgestellte Tisch.
Der Bestand von vierunddreißig Kartenspieltischen der Romanow Galerie wird darüber hinaus durch ein Inventar aus dem Jahre 1885 bestätigt. Ein Aquarell von Edvard Petrovich Hau aus dem Jahr 1864 zeigt den nördlichen Bereich der Romanow Galerie mit einem Teil dieser Spieltische. Die schwarze Inventar-Nummer bedeutet, dass der hier vorgestellte Tisch 1859 zum Inventar des Winter-Palastes gehört hat. An der Unterseite des Spieltisches findet sich außerdem noch in Bleistift die handschriftliche Notiz: „gosudarja“, (des Zaren); dies könnte bedeuten, daß der Tisch vormals in den Privatgemächern aufgestellt war. Einige dieser seltenen St. Petersburger Spieltische gelangten in den 1920er bis 30er Jahren in westliche Kunstsammlungen; Alte Privatsammlung Berlin.