Paar Girandolen No. 3

Danhauser’sche Möbelfabrik

Wien, um 1815 - 1825

Holz geschnitzt, gedrechselt und schwarz-grün gefasst, partiell vergoldet. Dekor teilweise aus (Holz-?) Paste; Leuchterarme aus Metall.

Höhe: 77 cm Inv. Nr.: 2113

Hoher Sockel dekoriert mit Delphinen und Muscheln, darauf steht eine tanzende Frauenfigur mit Schmetterlingsflügeln auf einer Halbkugel, in ihren emporgehobenen Armen trägt sie einen fünfflammigen Leuchterarmaufsatz. Das MAK Wien besitzt den zeichnerischen Nachlass der ‚Danhauser’schen k.k. privilegierte Möbelfabrik’ und verfügt mit mehr als 2.500 Skizzen, Zeichnungen und Katalogen über den weltweit bedeutendsten Bestand an Möbelzeichnungen des Wiener Biedermeier. Der Bereich der Beleuchtungskörper war in zwölf Gruppen eingeteilt: Glas-Lampen, Luster, Girandolen, Candelaber, Alabaster-Lampen, Canapee-Leuchter, Billard-Lampenstelle, Wandleuchter, Kirchenleuchter, Tafelleuchter, Spielleuchter und Lichtschirme. Die Entwurfszeichung von Josef Ulrich Danhauser zu diesem Girandolenpaar ist bezeichnet ‚Girandole No. 3’ und ‚5 Lichter’

Josef Ulrich Danhauser

geboren am 14. März 1780 in Wien, gestorben 1829 in Wien, besuchte die Akademie und wurde dort nicht zum Schreiner, sondern zum Bildhauer ausgebildet. So wurde er als Außenseiter zum Leiter einer der bedeutendsten Möbelproduktionsstätte. 1804 gründete er das „Etablissement für alle Gegenstände des Ameublements“. Hierzu gehörten neben Möbeln auch Gardinen, Polsterwaren, Teppiche, Bronzen und Glas. Besonderen Erfolg hatte er mit der Imitation von Bronzebeschlägen, die aus einer Masse von Holz und Gips in Modeln geformt und dann vergoldet wurden. In seiner Werkstatt fertigte er Möbel auch nach eigenen Entwürfen. Kunden konnten anhand von Vorlagenbüchern die betreffenden Stücke auswählen und Bestellungen aufgeben.

Großen Erfolg hatte die von ihm entwickelte Paste, mit der er Bronze als Verzierung von Möbeln und anderen Einrichtungsgegenständen imitieren konnte. Dieses kostengünstige Surrogat bestehend „aus fein gesiebten Sägespänen, welche mit Leimwasser zu einem Teige geknetet, und in die mit Öl bestrichene hölzerne, gipserne oder Schwefelformen eingedrückt werden, worin die Masse erhärten muss“, wie historische Quellen die Produktion beschreiben. Die Hofkammer erteilte ihm dafür 1812 das ausschließliche Privileg zu deren Erzeugung. 1807 begann Danhauser mit der Produktion solcher Elemente, die als Möbelverzierung Verwendung fanden oder als freistehende plastische Gebilde oder Beleuchtungskörper dienten. Das Geschäft florierte, und Danhauser exportierte diese Interieur-Accessoires weit über die Grenzen des Habsburgerreiches hinaus. Vor einigen Jahren fand man im Coburger Staatsarchiv alte Rechnungen und Korrespondenz zu einer Neueinrichtung des Bürglaß-Schlösschens in Coburg, die erstmals auch den Ablauf eines solchen Geschäfts dokumentiert. Dem künftigen Käufer wurden auf Vermittlung eines Wiener Maklers Musterzeichnungen der gewünschten Gegenstände zugeschickt. Dem späteren Prinzip eines Versandhauses folgend, konnte er aus diesem Sortiment die entsprechenden Objektnummern bestellen.

Bereits 1808 beschäftigte Danhauser über 100 Angestellte, die über das Wohnmöbelangebot hinaus alle Arten von Lampen, Pfeifen-, Gewehr- und Billardqueuegestellen, Stickrahmen, Ofenschirme, schließlich Kanzeln und Altäre herstellten. Seine Entwürfe, aus dem Empire herausgewachsen, verfolgen eine schwungvolle Form, deren Konstruktion klar lesbar bleibt. Über das Florale des Biedermeiers hinaus sind Stilelemente so abstrahiert dargestellt, daß sie Formen der zwanziger und dreißiger Jahre des 20. Jahrhunderts vorwegnehmen. Sein Sohn Josef Danhauser, der als Maler arbeitete, erbte die Fabrik, schloss sie aber im Jahr 1838.

Literatur zum Vergleich:

  • Witt-Dörring, Christian, Beleuchtungskörper aus der k.k.priv. Landes Fabrik des Josef Danhauser in Wien, In: Alte und moderne Kunst, 26.1981, 178/179, 50-51.
  • Möhwald, Julian Elias, Interieurzeichnungen der Danhauser’schen Möbelfabrik, Diplomarbeit, Universität Wien, Dezember 2009.